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... im film reizen mich ganz außergewöhnlich poetische verknüpfungen, die logik des poetischen.
dies entspricht meiner meinung nach am besten den möglichkeiten des films...
auf jeden fall ist mir dies näher als eine traditionelle dramaturgie, die die bilder durch eine gradlinige, logisch-folgerichtige sujetentwicklung miteinander verknüpft...
doch selbst, wenn...das sujet von seinen akteuren bestimmt wird, stellt sich doch immer wieder heraus, dass die logik der bilderfolge auf einer banalisierung der komplexen lebensrealität beruht.

doch es gibt auch eine andere möglichkeit zur synthese filmischer materialien, bei der das wichtigste die darstellung der logik menschlichen denkens ist...

die entstehung und entwicklung von gedanken gehorchen besonderen gesetzmäßigkeiten. und um diese zum ausdruck bringen zu können, bedarf es zuweilen formen, die sich von logisch-spekulativen strukturen deutlich unterscheiden. meiner meinung nach steht die poetische logik den gesetzmäßigkeiten der gedankenentwicklung wie dem leben überhaupt erheblich näher als die logik der klassischen dramaturgie...

die poetische verknüpfung bewirkt eine große emotionalität und aktiviert den zuschauer. gerade sie beteiligt ihn am erkennen des lebens...

für die kunst bieten jene assoziierbaren verknüpfungen, in denen sich rationale und emotionale wertungen des lebens miteinander verbinden zweifellos viel reichere möglichkeiten...
dieser weg ist weit vielversprechender. in ihm liegt eine innere kraft, die das material, aus dem ein bild gemacht ist, 'aufzusprengen' vermag...

vermag denn der autor dem zuschauer irgend etwas zu sagen, wenn er mit ihm nicht die mühe und die freude der erschaffung eines bildes teilt?

diese schöpferische verfahrensweise hat noch einen vorteil. der einzige weg, auf dem ein künstler den zuschauer im rezeptionsprozess auf eine gleichberechtigte ebene hebt, besteht darin, ihn die einheit eines films aus dessen teilen selbst konstruieren zu lassen und dabei eigenes hinzuzudenken...
eine solche beziehung ist die einzig angemessene künstlerische kommunikation...

poesie, das ist für mich eine weltsicht, eine besondere form des verhältnisses zur wirklichkeit.

...die ungeheure kraft dieser bilder, in denen sich ein künstler nicht nur als ein erforscher des lebens erweißt, sondern zugleich auch als schöpfer hoher geistiger werte und eben jener besonderen schönheit, die nur der poesie eigen ist.

ein solcher künstler vermag die besonderheiten der poetischen struktur des seins zu erkennen. er ist in der lage über die grenzen der linearen logik hinauszugehen und das besondere wesen der subtilen bezüge und geheimsten phänomene des lebens, dessen komplexität und wahrheit wiederzugeben...

...die illusion äußerer lebendigkeit ist noch lange kein beweis dafür, dass der autor das leben tatsächlich mit scharfem blick erforscht und beobachtet hat.

ich bin auch der meinung, dass jenseits einer organischen verbindung von subjektiven autoreneindrücken und objektiver wirklichkeitsdarstellung keinerlei glaubwürdigkeit und innere wahrheit, ja nicht einmal äußere ähnlichkeit zu erreichen sind...

seltsamer weise ist gerade das in der kunst konventionell-gekünstelt, was zweifelsohne zu unserer ganz gewöhnlichen, alltäglichen wahrnehmung gehört. das erklärt sich daraus, dass das leben erheblich poetischer organisiert ist... ...vieles prägt sich unseren herzen und gehirnen lediglich als bloßer impuls ein.

...ich bin dafür, dass das kino so nahe wie möglich an jenem leben bleibt, dass wir sonst garnicht in seiner tatsächlichen schönheit wahrnehmen können.